Julisch Venetien

Julisch Venetien
Größte Stadt: Triest (it. Trieste, sl./kr. Trst)
Staaten: Italien Italien, Slowenien Slowenien, Kroatien Kroatien
Fläche: 9.850 km² 
Bevölkerung: 1.060.500  
Sprachen: Italienisch, Slowenisch, Kroatisch, Istriotisch, Istrorumänisch, Furlanisch, Venetisch

Julisch Venetien (italienisch Venezia Giulia, slowenisch und kroatisch Julijska Krajina) ist eine historische Region an der Oberen Adria in Mitteleuropa.

Die Region wird im Norden von den Julischen Alpen und im Süden vom Golf von Triest und dem Kvarnergolf begrenzt. Sie umfasst das Einzugsgebiet des Isonzo, das Karsthochland im Hinterland von Triest, die Halbinsel Istrien, die Stadt Fiume/Rijeka und einen kleinen Teil von Dalmatien (die Stadt Zara/Zadar, die Inseln Cherso/Cres und Lussino/Lošinj in der Kvarner-Bucht sowie die Inseln Cazza/Sušac, Lagosta/Lastovo, Pelagosa/Palagruža und Saseno/Sazan in der Südadria).

Der Begriff Julisch Venetien wurde 1863 von dem italienischen Linguisten Graziadio Ascoli vorgeschlagen, wurde aber erst 1921, nach der Machtergreifung der Faschisten in Italien, dort offizieller Sprachgebrauch zur Bezeichnung der Gebiete im Nordosten Italiens in den Nachkriegsgrenzen. Bis 1918 war der damals zu Österreich gehörende Landstrich als Österreichisches Küstenland (italienisch Litorale austro-illirico, slowenisch Primorje) bekannt. Im Italienischen wurde der Begriff Venezia Giulia schnell dominierend, während sich im Slowenischen und Deutschen die ältere (und bis zum Ende der Habsburgermonarchie amtliche) Bezeichnung hielt. In Slowenien bezeichnet Primorska bis heute eine slowenische Region, während Julijska Krajina auch weite Teile der italienischen Region Friaul-Julisch Venetien umfasst. Beide slowenische Bezeichnungen enthalten keine Verweise auf Venedig oder das Veneto.

Heute verteilt sich Julisch Venetien auf die Staaten Italien (ehemalige Provinzen Gorizia und Triest in der Region Friaul-Julisch Venetien), Slowenien (Primorska) und Kroatien (Gespanschaft Istrien und Teile der Gespanschaft Primorje-Gorski kotar). Das Gebiet mit einer Fläche von ca. 9.850 km² hat etwa 1,1 Millionen Einwohner. Wichtigste Stadt ist bis heute Triest, dessen Funktion als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Region allerdings stark unter der 1945/1946 vollzogenen Teilung gelitten hat.

Hans Goebl hält den Begriff Julisch Venetien für grob irreführend. Seine weite Verbreitung stelle einen Propagandaerfolg des italienischen Irredentisten Ascoli dar. Der Begriff suggeriere, dass das gesamte so bezeichnete Gebiet zu Venedig, also zu Italien gehöre (bzw. gehören müsste). Tatsächlich habe die Stadt Triest sich bereits 1382 „in durchaus anti-venezianischer Absicht“ dem Habsburgerreich angeschlossen und habe diesem durchgängig bis 1918 angehört.[1]

  1. Hans Goebl: Konflikte in pluriethnischen Staatswesen. Ausgewählte Fallstudien aus Österreich-Ungarn (1848 - 1918). Abschnitt 3.2: Konfliktpotentiale bei Namen: der Fall des Choronyms Venezia Giulia. In: Friedemann Vogel / Janine Luth / Stefaniya Ptashnyk (Hg.): Linguistische Zugänge zu Konflikten in europäischen Sprachräumen Korpus - Pragmatik - kontrovers. Universitätsverlag Winter. Heidelberg 2016, S. 213 [15].

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